Hua Tou-Praxis

 

(話頭;Pinyin: huàtóu; dt. in etwa 'Wortkopf') ist eine Meditationstechnik, welche in der chinesischen Chan-Tradition (der Ursprungsform des japanischen Zen) entwickelt wurde und fast ausschließlich in dieser praktiziert wird. Sie ist eng mit der Gong'an-Technik ( jp: Koan) verwandt, hat jedoch deutliche Unterschiede zu dieser. Der Übende bekommt eine Frage, welche nicht logisch lösbar ist und beschäftig damit seinen Geist. Dies sollte nicht zu hart und nicht zu lasch geschehen (laut Chan-Meister Xu Yun, welcher diese Methode in China sehr populär gemacht hat).

 

Mögliche Fragestellungen eines Hua Tou sind:
  • Wer bin ich? 
  • Wer rezitiert Buddhas Namen? 
  • Wie sah mein Gesicht aus, vor der Geburt meiner Mutter und meines Vaters?
  • Wer / Was trägt diesen Körper umher? 

Sobald sich der Geist mit einem Hua Tou  beschäftigt, soll er sich daran "festbeißen". Im Laufe der Zeit, findet dann eine nicht in Worte zu fassende Transformation statt, in welcher der Dualismus zwischen dem Übenden und seiner Umwelt überwunden wird. Man wird sozusagen "selbstlos". 

 

 

Meister Hsu Yun in einem Gespräch über das Hua Tou mit Meister Lingyuan (1902-1988):

 

Hua bedeutet umherwandernde Gedanken, wie in einem Selbstgespräch, während man meditiert. Du musst also den Zustand erhellen, der vor den umherwandernden Gedanken existiert, und untersuchen, was dein ursprüngliches Gesicht ist. Dies wird das Beobachten des Huatou genannt. Wenn bereits umherwandernde Gedanken aufgetaucht sind, musst du immer noch den rechten Gedanken hervorbringen, (= Konzentration of die Fragestellung des Hua Tou) wodurch die trügerischen Gedanken von selbst verschwinden werden.

 

Wenn du den umherwandernden Gedanken folgst, wird die Sitzmeditation nutzlos sein. Erzeugst du den rechten Gedanken, bist aber nicht ernsthaft genug, wird das Huatou noch machtlos sein und umherwandernde Gedanken werden sicher wieder auftauchen. Beim Üben muss man einen tapferen und standhaften Geist haben, als wären die eigenen Eltern gerade verstorben. Ein Altehrwürdiger sagte: „Es ist wie den Kaiserpalast auf der Spitze der Palastmauer zu bewachen.“ Ein anderer meinte: „Wenn du die klirrende Kälte des Winters noch nicht ertragen hast, wie kannst du da erwarten, den Duft der Pflaumenblüten zu riechen?“ Wenn es weder umherwandernde Gedanken noch das Huatou gibt, dann ist mit leerem Geist sitzen wie ein Fels, der von kaltem Wasser durchdrungen wird. Man kann zahllose Zeitalter lang sitzen und doch nutzlos sein. Wenn du Chan untersuchen willst, dann ist dies der einzige Weg.

 

Man muss diesen kühnen und beharrlichen Geist haben, wie ein Einzelner, der zehntausend Feinde abwehrt, indem er, ohne sich zurückzuziehen und nachzulassen, einfach gerade vorprescht. Die Ernsthaftigkeit deines Bewusstseins von Geburt und Tod wird Tag für Tag anwachsen. Wenn du so sein kannst, wird deine Übung voranschreiten.